Der Bahnhof
Im Herbst 1996 konnte der stillgelegte und unter Denkmalschutz stehende alte Bahnhof im Lemgoer Ortsteil Brake von der Stadt Lemgo erworben werden. Die ehemalige Güterabfertigung des Bahnhofs wurde zum Architekturbüro. Heute, mehr als 25 Jahre später, wird die Architektursprache dieses Gebäudes, insbesondere die Kombination historischer und moderner Bauteile noch immer als aktuell und zeitgemäß empfunden.
Mit aktuell sechs Mitarbeitenden ist der Büroraum inzwischen gut gefüllt. Gelegentlich fehlt da ein abgeschlossener Besprechungsbereich. So entstand die Idee, zu diesem Zweck einen ausgedienten Bahnwaggon auf dem noch immer vorhandenen, aber nicht mehr genutzten Abstellgleis vor dem Büro zu platzieren und herzurichten.
Der Waggon
Die Suche nach einem geeigneten Wagen führte schnell zum Kontakt zur Lippischen Landeseisenbahn, die dem Architekturbüro schließlich einen alten Güterwaggon vom Typ „Bremen“ verkaufte.
Dieser ab 1943 gebaute Wagen wurde nach den kriegsbedingten Anforderungen für eine Lademasse von 20 Tonnen entwickelt. Er hatte einen Achsstand von 7000 mm und ein Ladevolumen von 60,7 m³ bei einer Eigenmasse von 9,7 t (mit Handbremse). Das Untergestell wurde aus Walzprofilen hergestellt und hatte kein Sprengwerk. Die Seitenwände waren mit Diagonalstreben über jeweils zwei Seitenfelder neben den Türen versehen und trugen wie bei den meisten ab 1927 gebauten gedeckten Güterwagen ein Tonnendach. Die Gmhs Bremen waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h zugelassen und verfügten über eine Dampfheizleitung. Bis Kriegsende wurden insgesamt 7200 Exemplare, von 1948 bis 1950 noch einmal 6190 Exemplare gebaut.
Der Waggon wurde am ehemaligen Bahnhof Farmbeck entkernt, die verbliebene Metallkonstruktion sandgestrahlt und neu farbeschichtet. So wurde der Waggon schließlich nach Brake verbracht.
Der Kranhub
Da das Abstellgleis nicht mehr an das Schienennetz angebunden und über weite Strecken zugewachsen ist, wurde der Waggon am 15. August 2023, mit Hilfe eines Autokrans an seinen endgültigen Standort gehoben. Das Vorhaben war anspruchsvoll. So musste der Ausleger des Krans nicht nur vom Standort auf der Straße über das Gebäude reichen, sondern der angehängte Waggon auch noch mit Traversen so am Haken befestigt werden, dass er unter den Dachüberstand des Bahnsteigdachs gehoben werden konnte.
Die Perspektive
Der im Spätsommer gestartete Umbau war Anfang Dezember soweit fortgeschritten, dass sowohl die äußere Holzbeplankungen, als auch die Fenster- und Türelemente fertig montiert waren. Die Grundvoraussetzungen für den Innenausbau sind nunmehr gegeben.
Der Besprechungsraum im Bahnwaggon ist ein klares Bekenntnis des Architekturbüros zum Standort im alten Bahnhof in Brake. Seit 2024 – entsprechend der Adresse „Am Bahnhof 44“- firmieren wir als b44 architekten.